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Seit er Anfang 2018 in den USA losgetreten wurde, ist der “Clean Beauty”-Trend dieses Jahr auch in Deutschland angekommen. Hauptmotor für die Entstehung der Bewegung war das Verlangen der Konsumenten nach “sauberen” Inhaltsstoffen. Auch wenn es der Name naheliegt, bestehen wesentliche Unterschiede zur Naturkosmetik. So gelten sowohl natürliche als auch künstliche Inhaltsstoffe als “clean”, wobei der Schwerpunkt auf Sicherheit vor der Quelle liegt. Nicht alle “natürlichen” Inhaltsstoffe sind unbedenklich und nicht alle synthetischen Inhaltsstoffe sind unsicher. Die meisten sauberen Schönheitsprodukte vermeiden die Verwendung von Inhaltsstoffen wie Parabenen, Sulfaten, Silikonen, Phthalaten und synthetischen Duftstoffen.

Sie versprechen dasselbe wie alle anderen Beauty-Produkte: Ausstrahlung, Hydratation, Aufhellung oder Perfektionierung. In vielerlei Hinsicht unterscheiden sie sich nicht von den Schönheitsprodukten, die vor ihnen auf den Markt kamen, außer dass sie alle behaupten, irgendwie moralisch besser oder sauberer zu sein. Die Clean Beauty Bewegung versucht, Schönheitsprodukte in gut und schlecht, sauber und schmutzig, giftig und ungiftig zu unterteilen. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit davon steht allerdings noch offen im Raum, da es kaum unabhängige Studien dazu gibt.

Der Begriff „sauber“ in Kosmetika ist sehr schwammig. Innerhalb von Clean Beauty gibt es sehr viele verschiedene Elemente. Ob es um Nachhaltigkeit geht, ob es vegan ist, bewusstes Leben, frei von irgendwas, wenn man in einer dieser Kategorien spielt, wäre man eine saubere Marke. Das kann für den Kunden ziemlich verwirrend sein.

Wirklich anders?

Es gibt jedoch zwei Zutaten, die von fast allen Befürwortern der “sauberen Schönheit” als unsauber eingestuft werden: Parabene und Natriumlaurylsulfat. Parabene sind Konservierungsmittel, die die Haltbarkeit der Produkte verlängern. Natriumlaurylsulfat ist ein schaumbildendes Tensid, das beim Entfernen von Ölen hilft. Es reinigt und erzeugt den Schaum, an den wir in Shampoos und Duschgelen gewöhnt sind. Letzteres würde angeblich Hautreizungen hervorrufen. Dies ist jedoch unter Dermatologen höchst umstritten. Parabene stehen in dem Ruf, zumindest laut Clean Beauty, hormonell wirksam und krebserregend zu sein. Sie weisen zwar Ähnlichkeiten mit Östrogen auf, jedoch ist die körpereigene Produktion um ein vielfaches höher, do daß die Wirkung der Parabene nicht wirklich ins Gewicht fällt. Das waren jetzt nur zwei Beispiele, die Liste liesse sich beliebig lange erweitern.

Und wie kamen wir nun also auf dem Gedanken, dass wir „sauberere“ Kosmetika brauchen? Vermutlich ist es die inhärente Angst vor Chemikalien und chemischen Namen, welche die Leute nicht verstehen.. Das hat zu dieser Sichtweise geführt: Wenn es “sauber” ist und “natürlich”, ist es irgendwie besser. Aber das ist leider nicht wirklich der Fall. Clean Beauty ist zwar an sich nicht schlecht, aber unnötig. Es schafft und verbreitet den Mythos, dass Chemikalien schlecht sind und “sauber” besser oder tugendhafter. Dies führt wiederum zu einer Abkehr von wissenschaftlichen Fakten.

Es scheint, als sei dieser ganze Trend nichts anderes, als eine gute Marketingstrategie der Kosmetikindustrie. Aber wenn die Leute so viel Geld dafür ausgeben wollen, sollen sie es eben tun.

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