Grüne Branche und Kerzenhandel stehen vor neuen Herausforderungen


Weihnachten ist weiterhin ein Garant für gute Geschäfte; auch im vergangenen Jahr spielte das wichtigste Fest des Jahres eine tragende Rolle im Handel und wird allen Branchen im Konsumgüterbereich voraussichtlich ein zweiprozentiges Plus bescheren – zu diesem Ergebnis kommt der Spitzenverband des Einzelhandels, HDE. Nach seinen Hochrechnungen dürfte sich der Weihnachtsumsatz auf 86,7 Mrd. Euro belaufen. Das ist das absolute Umsatztop und zugleich 1,7 Mrd. Euro mehr als in 2014. Kräftigen Rückenwind erhält das traditionell starke Weihnachtsgeschäft seit zwei bis drei Jahren durch die hervorragende Verfassung der deutschen Wirtschaft, und das wirkt sich nicht nur auf den stationären Handel aus: Im Auftrag der Messe Frankfurt hat das Institut IFH Retail Consultants errechnet, dass auch die Online-Weihnachtsumsätze kräftig zugelegt haben: 2015 wuchsen sie in der Weihnachtszeit um 12 Prozent auf 11,2 Mrd. Euro. Damit entfällt fast jeder achte Euro auf den digitalen Vertriebsweg. 2010 war es nur jeder vierzehnte Euro. Als Grund für dieses kontinuierliche Wachstum sieht das Institut neben der Informations- und Verfügbarkeitstransparenz immer ausgereiftere Distributionsabläufe, so dass Just-in-time-Lieferungen sowohl auf industrieller Stufe als auch im Geschäft mit privaten Endkunden möglich sind.

Markt für Weihnachts- und Festartikel erlebt sanften Aufschwung

Die Freude der Verbraucher am Weihnachtsfest hält grundsätzlich an, zu diesem Ergebnis kommen auch die Branchen der internationalen Leitmesse für saisonale Dekoration und Festschmuck, Christmasworld (29. Januar bis 2. Februar 2016); nach der diesjährigen IFH-Hochrechnung gaben die Verbraucher im vergangenen Jahr insgesamt 2,69 Mrd. Euro für Weihnachts- und saisonale Festartikel aus – das sind 0,5 Prozent mehr als 2014. Dabei entwickelten sich die zehn Segmente im Einzelnen auch dieses Mal sehr unterschiedlich und weisen eine Entwicklungsspanne von -10,9 Prozent bis +50,7 Prozent auf: Während beispielsweise Servietten und Tischtücher aus Papier einen Rückgang von 9,0 Prozent verzeichneten, legt der Bereich künstliche Blumen, Blätter und Früchte 2015 mit einem stolzen Plus von 50,7 Prozent auf 104 Mio. Euro zu. Für Überraschung sorgt außerdem das starke Umsatzwachstum im Bereich der elektrischen Weihnachtsbaumbeleuchtung: Hierfür gaben die Verbraucher im vergangenen Jahr 95. Mio. Euro aus, das macht ein Umsatzplus von fast 44 Prozent. Zum Vergleich: 2014 waren es 66 Mio. Euro, 2013 72 Mio. Euro. In der Gunst der Verbraucher lagen im vergangenen Jahr außerdem Weihnachtsartikel aus anderen Stoffen: Dieses Segment legte um 32,9 Prozent zu – der Umsatz kletterte auf 113 Mio. Euro. Weiterhin gefragt waren auch Weihnachtsartikel aus Glas: Hier wurde ein Umsatzvolumen von 38. Mio. Euro erreicht (+2,7 Prozent). Hersteller von Einweggeschirr aus Papier und Pappe verzeichnen ebenfalls einen Wachstum von 2,0 Prozent mit einem Umsatzvolumen von 334 Mio. Euro.
Dazu Thomas Grothkopp, Geschäftsführer des Bundesverbandes für den gedeckten Tisch, Hausrat und Wohnkultur: „Wertige, festliche Dekoration hat in Deutschland weiterhin einen hohen Stellenwert. Der Trend zu nachhaltigen natürlichen Materialien wie Holz, Stein und Wolle ist auch bei der Weihnachtsdekoration spürbar. Energiesparende Weihnachtsbeleuchtung hat sich im Markt fest etabliert. Aufgrund der anhaltend positiven Konsumstimmung erwarten wir für die Branche stabile, leicht steigende Umsatzzahlen.“ Zu einem ähnlich positiven Ergebnis kommt auch der Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V.: „Wir gehen davon aus, dass der Umsatz im Weihnachtsgeschäft als auch im gesamten Jahr 2015 auf dem Niveau des Vorjahres oder etwas darüber liegt“, erklärt Dieter Uhlmann, Verbands-Geschäftsführer. Für die Hersteller Erzgebirgischer Holzkunst ein erfreuliches Ergebnis, haben sie doch 2015 die höchste Preiserhöhung seit 1990 von bis zu 30 Prozent aufgrund der Einführung des Mindestlohns vornehmen müssen. Diese Preiserhöhungen seien von den Endkunden offensichtlich weitestgehend akzeptiert worden, so Uhlmann.
„Die Gartenfachabteilungen unserer Heimwerker- und Verbrauchermärkte haben große Weihnachtsabteilungen und hier haben wir die größten Zuwächse verzeichnen können“, informiert John Herbert, Geschäftsführer der European DIY-Retail Association, Edra. „Dieses Wachstum hat mit der steigenden Anzahl innovativer Produkte zu tun, die von den Herstellern auf den Markt gebracht werden. Nach meiner Einschätzung kommt dem Weihnachtsgeschäft eine besonders hohe Relevanz zu: Für die Weihnachtsabteilung unserer Heimwerkermärkte haben wir deshalb inzwischen mindestens einen Einkäufer“, bemerkt Herbert.
Aber nicht nur Accessoires für das Weihnachtsfest standen bei den Verbrauchern hoch im Kurs und bescherten Händlern wie Herstellern gute Umsätze. Auch Produkte für das Neujahrsfest waren gefragt und das wirkte sich positiv auf den Feuerwerkskörper-Markt aus: 2015 wuchs er im Vergleich zum Vorjahr um 6,1 Prozent auf 311 Mio. Euro. Dagegen mussten die Hersteller von Einweggeschirr aus Kunststoff größere Einbußen hinnehmen und liegen bei einem Umsatzvolumen von 572 Mio. Euro und damit um 3,5 Prozent niedriger als im Vorjahr (2014: 593 Mio. Euro, 2013: 767 Mio. Euro). Ebenfalls schwächer fiel das Kerzengeschäft mit einem Umsatzrückgang auf 739 Mio. Euro von 773 Mio. Euro in 2014 aus. Das macht ein Minus von 4,4 Prozent.

Großhandel für Floristen- und Dekobedarf, Grüne Branche und Kerzenmarkt müssen Marktanpassungen vornehmen

„Der Kerzenmarkt ist stabil“, konstatiert Stefan Thomann von der European Candle Association ASBL, eca. Die Freude der Verbraucher an Kerzen sei ungebrochen und erreichte mit einem Gesamtverbrauch von 654.000 Tonnen im vergangenen Jahr fast schon einen Rekordwert. Statistisch gesehen habe jeder EU-Bürger etwa 1,3 kg Kerzen gekauft, neun von zehn Kerzen kommen dabei aus europäischer Produktion. Für das laufende Jahr rechne man mit einer weiteren leichten Zunahme des Verbrauchs. „Doch ebenso historisch wie die Höhe des Kerzenverbrauchs ist leider auch der Preisdruck der Hersteller“, klagt Thomann. Schon jetzt befänden sich viele Hersteller am Rande der Profitabilität und einige hätten diese Linie sogar schon überschritten. Die europäischen Kerzenhersteller schauen daher mit sorgenvollem Blick in eine ungewisse Zukunft. Neben einer veränderten Rohstoffsituation, strengeren Anforderungen an Kerzen seitens der Europäischen Kommission und steigenden Kundenanforderungen nimmt darüber hinaus die Anzahl der Kerzenfachgeschäfte und Einzelhändler mit Kerzen im Sortiment kontinuierlich ab. Die Herausforderungen, die daher in den kommenden Jahren auf die Branche zukommen, sind enorm“, stellt Thomann fest.
Grundsätzlich optimistisch blicken die Gartencenter in die nächste Saison; immerhin hat 2015 der Branche leichte Zuwächse beschert: „Die Gartencenter im Verband Deutscher Gartencenter können mit einem Umsatzzuwachs von rund 1,5 Prozent im Jahr 2015 zufrieden sein“, resümiert Peter Botz, Geschäftsführer Verband Deutscher Gartencenter, VDG, die jüngsten Umsatzentwicklungen. „Die Weihnachtsartikel verloren wetterbedingt im November an Umsatz, das konnte jedoch im Dezember wieder voll ausgeglichen werden. Die einzige negative Veränderung betrifft die Kundenfrequenz, diese kann jedoch durch einen höheren Einkauf je Kunde kompensiert werden. Die Gartencenter hätten sich als „Learning“ deshalb vorgenommen, im neuen Jahr an der Kundenfrequenz zu arbeiten
Handlungsbedarf und das gleich auf mehreren Ebenen sieht auch Armin Strecker: „2015 war ein Jahr mit großen Herausforderungen für die Grüne Branche insgesamt und damit auch für den sogenannten ‚ Bedarfsartikelhandel“, erklärt Strecker, zuletzt Vorsitzender des Großhandelsverbands für Floristen und Dekobedarf (GFD). Aufgrund kontinuierlich rückläufiger Mitgliederzahlen löste sich der Verband im vergangenen Jahr auf.
„Die gesamte Branche befindet sich im Wandel. Die Anzahl der Geschäfte und Gärtnereien geht jedes Jahr zurück, Blumen erhält der Kunde inzwischen praktisch an jeder Tankstelle und in jedem Lebensmittelgeschäft, nicht mehr nur im Einzelhandel. Diese strukturellen Veränderungen erforderten von allen beteiligten Marktpartnern entsprechende Anpassungen. In dem Maß, in dem sich die Anzahl der ‚traditionellen‘ Kunden wie Blumengeschäfte und Gärtnereien verringert, nämlich um 5-8 Prozent p.a., werden sich die Anbieter im Großhandelsbereich darauf einstellen müssen“, führt Strecker aus. Das bedeutet: Neue Zielgruppen müssten angesprochen werden, außerdem hätten sich die Einkaufsgewohnheiten der Kunden gewandelt, auch darauf müsste die Branche reagieren. „Es gilt Multi-Channel-Einkaufsmöglichkeiten zu bieten, der digitale Verkauf muss stärker forciert werden. Hier sehe ich großes zukünftiges Potential“, erklärt der ehemalige Vorsitzende des GFD.
Die Vorzüge des Internet haben auch die Mitglieder der European Candle Association ASBL erkannt. Thomann hierzu: „Verbraucher kaufen Kerzen zunehmend bei großen Handelsketten und Discountern. Das geht zu Lasten der Vielfalt bei Design und Farben. Der Onlinehandel von Kerzen trägt zur Erhaltung der kreativen Vielfalt bei“.
Neue marketingstrategische Konzepte und Zielgruppen will künftig auch der deutsche Blumenfachhandel ins Visier nehmen. Deutschland ist der größte Markt für Schnittblumen innerhalb der EU, das Umsatzvolumen für Schnittblumen und Pflanzen liegt hierzulande bei 8,6 Milliarden Euro. 70 Prozent dieses Gesamtvolumens erwirtschaften die Fachgeschäfte, 30 Prozent der Systemhandel. Doch trotz der starken Zahlen und der Vorreiter-Rolle, die Deutschland im weltweiten Vergleich im Konsum grüner Produkte einnimmt, steht die Floristikbranche nach Angaben des Fachverband Deutscher Floristen e.V. vor vielfältigen Herausforderungen; die Konkurrenz der Discounter und der Lebensmittelbranche nehme zu, daher gelte es sich aus tradierten ästhetischen Perspektiven zu lösen. Der Ansprache junger Zielgruppen im Blumenfachhandel werde dabei eine große Bedeutung eingeräumt, auch die stärkere Wertschätzung von Blumen und floristischem Handwerk bei Konsumenten sei ein wichtiger Ansatz.
Die Vitalität der Deko- und Festschmuckbranche sowie deren neuen Lösungen und Produkte sind auf der Christmasworld als einzige internationale Fachmesse dieser Branche vom 29. Januar bis zum 2. Februar in Frankfurt am Main zu erleben. Mehr als 960 Aussteller aus 45 Ländern präsentieren sich auf knapp 88.000 Quadratmetern.
Nähere Informationen und Bildmaterial in hochauflösenden Daten finden Sie unter:   www.christmasworld.messefrankfurt.com

Christmasworld: Seasonal Decoration at its best

Die Christmasworld ist der weltweit wichtigste Order-Termin für die internationale Deko- und Festschmuckbranche. Sie zeigt jährlich in Frankfurt die neuesten Produkte und Trends für alle Feste des Jahres und liefert innovative Konzeptideen für die Dekoration von Groß- und Außenflächen für den Groß- und Einzelhandel, Shopping-Center, Bau- und Heimwerkermärkte und die grüne Branche. Zuletzt begrüßte sie 911 Aussteller aus 42 Ländern und über 36.000 Besucher aus 106 Ländern. Die Christmasworld wartet mit der ganzen Bandbreite an Dekorations- und Festschmuckartikeln auf. Ein breit gefächertes Eventprogramm mit Trendschau, Sonderschauen und Fachvorträgen bietet ein wertvolles und inspirierendes Zusatzangebot für das tägliche Business.

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