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Aktionsbündnis

Feb 26, 2016

Bundesratsinitiative liefert keine ausreichende Begründung für Tierverbote im Zirkus


Das Land Hessen bringt am 26. Februar einen Antrag in den Bundesrat ein, der ein Haltungsverbot von Wildtieren bestimmter Arten im Zirkus zum Ziel hat. Das Aktionsbündnis „Tiere gehören zum Circus“ lehnt dieses Vorhaben entschieden ab.
Eine tiergerechte Haltung von Wildtieren im Zirkus ist, moderne Standards vorausgesetzt, möglich. Dem Wohl der Tiere ist nicht etwa durch Verbote, sondern durch klare Vorgaben und deren Kontrolle am meisten gedient. Solche Vorgaben existieren in Form der Leitlinien für die Haltung, Ausbildung und Nutzung von Tieren in Zirkusbetrieben. Ihre Einhaltung wird in den Unternehmen an jedem Gastspielort kontrolliert. Deutschland ist schon heute Vorreiter in Sachen Tierschutz im Zirkus.
Diese Haltungsstandards sind auf die jeweilige Tierart angepasst. „Die Haltung bestimmter Tierarten pauschal zu verbieten, macht keinen Sinn. Wenn man es gut macht, kann man auch Wildtiere im Zirkus ihren Bedürfnissen gerecht halten.“, kommentiert die renommierte Tierlehrerin und Vorsitzende des Berufsverbands der Tierlehrer, Jana Lacey-Krone, das Verbotsvorhaben.
Die zur Begründung des Antrags angeführten Argumente entsprechen nicht dem Stand der Tierverhaltensforschung. So wird behauptet, die Tiere seien in ihrem Sozialverhalten im Vergleich zur freien Wildbahn eingeschränkt. Studien hingegen zeigen, dass Wildtiere in einer deutlich größeren Vielfalt sozialer Gruppen gehalten werden können, als sie in freier Wildbahn beobachtet werden (E.E. Price, T.S. Stoinski, 2007). Dies gilt für die Haltung in Zoos und Tierparks ebenso wie für den Zirkus.
Die für den Zirkus typische enge Interaktion zwischen Mensch und Tier wird bei der Bewertung nicht ausreichend berücksichtigt. Die Beschäftigung in Training und Vorstellung bedeutet für die Tiere nicht etwa Qual, sondern vielmehr eine vielseitige Beschäftigung und Förderung ihrer natürlichen geistigen und körperlichen Ressourcen. Gerade asiatische Elefanten leben schon in Jahrhunderte langer Tradition in menschlicher Obhut, was den langjährigen Elefantenwärter des Hamburger Tierparks, Karl Kock, zu der Feststellung verleitete, man dürfe „ihm den Menschen nicht nehmen, seinen Menschen, zu dem er Vertrauen und Zuneigung hat.“ Genau dies würde es bedeuten, wenn man die Tiere ihrer gewohnten Umgebung entfernte, um sie etwa in Auffangstationen zu überführen.
Zwar wird im Antrag behauptet, eine solche „Resozialisierung“ sei problemlos möglich. Aktuelle Beispiele sprechen jedoch eine andere Sprache. So ist ein Elefant des Circus Voyage kurz nach seiner Umsiedlung verstorben. Im Zirkus dagegen ist die Lebenserwartung asiatischer Elefanten sogar signifikant höher als in freier Wildbahn, was deutlich für einen guten Allgemeinzustand spricht.
Bei sachgerechter Haltung im Zirkus zeigen Tiere zudem keinerlei Verhaltensauffälligkeiten. Längst gehört es bei allen Tierarten zum Standard, im Zuge sogenannter „behavioral enrichment“-Maßnahmen den Tieren verhaltensgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Dies ermöglicht ein den natürlichen Bedürfnissen entsprechendes und vielseitiges Verhalten, das durch Training und Vorführung zusätzliche positive Reize erfährt.
Auch die Behauptung, Zirkusunternehmen würden keine Vorsorge für die Unterbringung nicht mehr reisender Tiere treffen, entspricht nicht den Tatsachen. So betreibt beispielsweise die Familie von Martin Lacey jr., Tierlehrer des Circus Krone, einen eigenen Tierpark. Im mecklenburgischen Platschow betreibt der Tierlehrer Sonni Frankello einen Elefantenhof, auf dem auch ehemalige Zirkuselefanten untergebracht sind.
Der Antrag des Landes Hessen berücksichtigt diese und etliche weitere Argumente für eine sachkundig betriebene und leitlinienkonforme Tierhaltung im Zirkus nicht. Das Aktionsbündnis „Tiere gehören zum Circus“ fordert die Politik daher auf, in einen Dialog mit Tierlehrern und Zirkusunternehmen zu treten, anstatt pauschale Verbote zu fordern. Denn solche Vorhaben werden nicht zuletzt den Bedürfnissen der Tiere nicht gerecht.
Der Text wurde von Daniel Burow geschrieben.

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